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Globale Gewaltkontinuitäten und transformative Gerechtigkeit

In diesem Kurs nähern wir uns unterschiedlichen Konzepten von Transformation und Gerechtigkeit an, die von verschiedenen Akteuren gewählt werden, um auf gewaltvolle Vergangenheiten zu reagieren und Wiedergutmachung einzufordern. Häufig werden diese Bestrebungen nach Gewaltkonflikten durch das theoretische und praktische Konzept Transitional Justice gerahmt – ein Feld, das sich stets weiterentwickelt und das wir durch die Beschäftigung mit konkreten Debatten besser kennenlernen werden. Welche Paradigmen waren für die Entstehungsgeschichte des Konzepts relevant? Sollte Wiedergutmachung individuell oder kollektiv ausgerichtet sein? Und wie kann Frieden und Gerechtigkeit vereint werden? Häufig wird das noch recht junge Konzept von Transitional Justice zur Aufarbeitung vermeintlich singulärer gewaltvoller Ereignisse wie Kriege, Genoziden oder schweren Menschenrechtsrechtsverletzungen herangezogen. Gleichzeitig richtet sich die Konfliktursachenforschung immer stärker auf strukturelle, historische und globale Gewaltkontinuitäten wie koloniale und imperiale Strukturen und die Kontinuitäten des transatlantischen Sklavenhandels. Eine Transformationstheorie von immer größer werdender Bedeutung ist Abolitionismustheorie. Historisch mit dem primären Ziel der Abschaffung der Sklaverei, richtet sich ihr Augenmerk heute auf dessen Kontinuitäten staatlicher Gewalt, wie Gefängnis und Strafe, Polizei oder Grenzen. Abolitionistische Theorie und Praxis übt radikale Kritik an den Institutionen westlicher kapitalistischer Staaten und erarbeitet gleichzeitig transformative Alternativen. Als Transformationstheorie durch Konzepte wie transformative Gerechtigkeit oder community accountability ist sie auch für die Friedens- und Konfliktforschung von Relevanz. Wir werden uns daher insbesondere mit abolitionistischer Theorie und ihren Akteur:innen auseinandersetzen und erarbeiten, welche Gewaltkontinuitäten den Ansätzen zugrunde liegen und welche Forderungen daraus hervorgehen. Am Ende des Seminars werden wir uns ausführlich damit auseinandergesetzt haben, wie dem Spannungsfeld von Reform und Transformation begegnet werden kann und welche Relevanz abolitionistische Theorien für die Friedens- und Konfliktforschung haben. Das Seminar ist ein Lektüreseminar und findet auf Deutsch statt, die Texte sind jedoch hauptsächlich auf Englisch. Schriftliche Seminarleistungen können daher sowohl auf Deutsch, als auch auf Englisch eingereicht werden. Da Gastvorträge und/oder Exkursionen ebenfalls geplant sind, können Teilnahmescheine durch unterschiedliche Formen wie Präsentationen und Inputs, Reaction Paper oder z.B. die Vorbereitung eines Interviews erworben werden. Neben der regelmäßigen Vorbereitung der Texte, sind auch aktive Teilnahme und respektvolles Miteinander Voraussetzung für eine angenehme Seminaratmosphäre und produktive Diskussionen.

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TypProseminar
Dozent/inLaura Kotzur
SemesterWise 2022/23
Veranstaltungsumfang
Beginn19.10.2022
Zeit

Wise 2022/23