Springe direkt zu Inhalt

Discursive conditions of radical politics: Dynamics of (non)violent escalation during the 2nd wave of the Arab Spring

Joker graffiti, Beirut 2020

Joker graffiti, Beirut 2020
Bildquelle: Jannis Grimm

Der Schwerpunkt des dreijähriges Forschungsprojekts “Discursive conditions of radical politics: Dynamics of (non)violent escalation during the 2nd wave of the Arab Spring” liegt auf der Erforschung von Formen (nicht)staatlicher Gewalt und Mustern ihrer Radikalisierung; sowie auf der Ver­bin­dung von Gewaltdynamiken zu medial vermittelten Deutungskämpfen.

Empirisch stehen drei Fälle aus Westasien und Nordafrika im Zentrum: Libanon, Algerien und Sudan, die zuletzt jeweils bedeutsame Wellen von Massenprotesten und staatlicher Repression erlebten. Konzeptionell geht es bei der Untersuchung dieser drei Fälle um die Frage, unter welchen diskursiven Bedingungen sich friedliche Proteste radikalisieren; wann Sicherheitskräfte zu brutalen Repressionen neigen und welche physischen und diskursiven Interaktionsdynamiken in der Etablierung von Gewalt als Mittel des politischen Wettstreits münden.

Der Fokus liegt also auf politischen Subjektivierungsprozesse, die extreme Handlungsmuster befördern. So soll ein konzeptionelles Toolkit entwickelt werden, durch das sich Eskalationstendenzen und Radikalisierungspotenziale während Protestwellen frühzeitig einordnen und bearbeiten lassen. Durch eine Orientierung an den Verhaltensweisen wettstreitender Akteure, konkurrierenden Narrativen über umstrittene Protestereignisse und affektiven Prozessen, die Konfliktdynamiken treiben und verändern, soll im Rahmen der Forschungsgruppe herausgearbeitet werden, welche situativen Mechanismen eine Hinwendung zu radikalen politischen Ausdrucksformen befördern oder verhindern.

Damit liegt die Nachwuchsgruppe konzeptionell an der Schnittstelle von sozialer Bewegungsforschung und Diskurstheorie, zwei verschiedenen Schulen von Konflikttheorie, von denen sich die erste mit der Austragung gesellschaftlicher Spannungen durch Protest beschäftigt und die zweite mit den sozialen Auswirkungen hegemonialer Deutungskämpfe. Empirisch ist die Forschungsgruppe zwischen vergleichender Politikwissenschaft und Area Studies situiert. Methodisch kombiniert das Projekt medienwissenschaftliche Methoden der Konfliktanalyse mit Mixed-Methods Ansätzen der Protest- und Konfliktsoziologie. Durch diese Situierung an verschiedenen Schnittstellen trägt das Projekt in besonderem Maße zur notwendigen Konstitution der Friedens- und Konfliktforschung als interdisziplinärem Forschungsfeld bei.

Projektleitung: Dr. Jannis Julien Grimm