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Nachwuchsgruppen

INTERACT Team

INTERACT Team

Analog zu den erkenntnisleitenden Zielen des Zentrums konzentrieren sich die Nachwuchsgruppen unter Berücksichtigung multiperspektivischer Ansätze auf drei komplementäre Forschungsbereiche: Erstens werden die friedens- und sicherheitspolitischen Probleme transnationaler Verflechtungen, ihr Einfluss auf die Dynamisierung grenzüberschreitender Konfliktkonstellationen sowie ihre Folgen für lokale, nationale und internationale Regulierungsformen untersucht. Zweitenssollen prozessorientierte Gewaltanalysen einen Beitrag dazu leisten, die Ursachen, Dynamiken und transnationalen Interdependenzen nichtstaatlicher Gewalt (z.B. Proteste, Radikalisierungsprozesse, diskursive Kämpfe, Gewaltakte) in einzelnen räumlichen Konstellationen vergleichend zu erklären. Um neben diesen eher anwendungsorientierten Perspektiven auch die begrifflichen und methodologischen Herausforderungen zu reflektieren, mit denen sich eine interdisziplinäre Friedens- und Konfliktforschung angesichts transnationaler Konfliktkonstellationen und gewaltsamer Disruptionen durch nichtstaatliche Akteure konfrontiert sieht, soll drittens die Grundlagenforschung gestärkt und nach den Herausforderungen der Wissensproduktion über Konflikt, Gewalt und Frieden gefragt werden (u.a. Grenzen des Wissens, Nutzen und Risiken von Friedensforschung, Positionalität der Forschenden).

Die drei Nachwuchsgruppen forschen unter Leitung je eines Postdocs zu ausgewählten, relevanten Themenfeldern (im Tandem mit je einem Praedoc). Die Problemstellungen orientieren sich an zentralen Ansätzen und Desideraten der sozialwissenschaftlichen Friedens- und Konfliktforschung. Gleichzeitig sollen sie durch Zugänge anderer Disziplinen ergänzt und erweitert werden.

 

Transnationale Konflikte / Transnational Conflicts

Die Nachwuchsgruppe „Transnationale Konflikte“ unter der Leitung von Dr. Mariam Salehi strebt an, die Transformationen transnationaler Konfliktkonstellationen und ihre politischen, sozialen, ökonomischen und rechtlichen Interdependenzen zu analysieren. Es sollen sowohl die Formen und Prozesse transnationaler Konflikte als auch die Folgen für die Konfliktregulierung identifiziert werden. Erkenntnisanleitend sind nicht allein die Charakteristika und Verschiebungen von Konfliktkonstellationen, sondern auch die Fragen danach, wie diese räumlich (regional bzw. global) und zeitlich (historisch) miteinander verwoben sind und wie sie sich vor dem Hintergrund globaler Machtverschiebungen transformieren. Die Nachwuchsgruppe richtet ihr Erkenntnisinteresse auf transnationalisierte Kämpfe um globale Gerechtigkeit. Im Zentrum steht die Erforschung von globalen Wissensordnungen über Konflikt und Gewaltherrschaft und die Gestaltung von Gerechtigkeitsvorstellungen, indem transnationale Konflikte und ihre Regulierung in unterschiedlichen Kontexten, Verschränkungen von Wissensproduktion und -transfer und Verständnis über transnationale Dynamiken von Konflikt und Gewaltherrschaft analysiert werden.

Im Rahmen dieses Forschungsprogramms wird die Nachwuchsgruppe am Projekt „Kowing Violence, Shaping Justice: Technocratic and Anticolonial Worldmaking“ arbeiten. Das Projekt untersucht das Zusammenspiel von (vermeintlich) technokratisierten und emanzipatorischen Kämpfen um Gerechtigkeit. Die Forschung ist interpretativ angelegt und folgt einem prozessualen Forschungsansatz. Durch die empirische Erforschung anhand von miteinander verknüpften Fallbeispielen soll eine integrierte Analyse transnationaler Verflechtungen im Kampf um globale Gerechtigkeit entwickelt werden.


Radikale Räume / Radical Spaces

Die Nachwuchsgruppe Radikale Räume untersucht unter der Leitung von Dr. Jannis Julien Grimm vergleichend die Wechselbeziehungen zwischen transnationalen Konfliktkonstellationen und gewaltförmigen gesellschaftlichen Mobilisierungsprozessen. Im Zentrum ihres dreijährigen Forschungsprogramms steht die Erforschung von Bedingungen, Formen und Dynamiken radikaler Politiken und (nicht)staatlicher Gewalt, von Prozessen sozialer Mobilisierung und Mustern ihrer Radikalisierung und Repression, sowie die Theoretisierung der Ver­bin­dung von Gewaltdynamiken zu medial vermittelten Deutungskämpfen. Der Fokus liegt dabei auf politischen Subjektivierungsprozesse und Interaktionsdynamiken zwischen Behörden und nichtstaatlichen Akteuren, die extreme Handlungsmuster und die Hinwendung zu radikalen Politiken befördern oder einhegen. Durch deren Erforschung anhand empirischer Fallbeispiele soll ein konzeptionelles Toolkit entwickelt werden, durch das sich Eskalationstendenzen und Radikalisierungspotenziale während Protestwellen frühzeitig einordnen und bearbeiten lassen. 

Im Rahmen des Projekts "Discursive Conditions of radical politics: Dynamics of (non)violent escalation during the second wave of the Arab Spring" nimmt die Nachwuchsgruppe dabei insbesondere Fallbeispiele aus Westasien und Nordafrika in den Blick, die zuletzt jeweils bedeutsame Wellen von Massenprotesten und staatlicher Repression erlebten. Konzeptionell geht es bei der Untersuchung dieser Fälle um die Frage, unter welchen diskursiven Bedingungen sich friedliche Proteste radikalisieren; wann Sicherheitskräfte zu brutalen Repressionen neigen und welche physischen und diskursiven Interaktionsdynamiken in der Etablierung von Gewalt als Mittel des politischen Wettstreits münden.


Verschwimmende Grenzen / Blurring Boundaries

Unter der Leitung von  Dr. Hannah Franzki untersucht die Nachwuchsgruppe Blurring Boundaries, bestehende Konzepte, Begriffe, Methoden der Friedens- und Konfliktforschung hinsichtlich ihres analytischen Nutzens sowie ihrer gesellschaftlichen Risiken. Das Forschungsprojekt „Transnationale Unternehmen, Gewalt und Verantwortung: Grenzziehungen im transnationalen Recht“ fragt danach, wie der stark rechtliche geprägte „Business and Human Rights“ Ansatz unser Denken und Sprechen über Gewalt und Verantwortung im Zusammenhang mit transnational agierenden Unternehmen beeinflusst. Das Projekt kombiniert genealogisch angelegte Begriffsarbeit mit empirischer Forschung zu drei transnationalen Konfliktkonstellationen, die Europa und Lateinamerika verbinden und zielt auf eine Intervention sowohl in die wissenschaftliche Diskussion als auch in die politische Auseinandersetzung zu dem Thema.